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Dr. Gitta Zimmermann
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Wir freuen uns über jeden Betrag, der direkt bei den GFK-Projekten ankommt. Danke.
mit Dr. Gitta Zimmermann und der Karl-Kübel-Stiftung
Wir veranstalten regelmäßig internationale Seminare zur „Gewaltfreien Kommunikation“ für circa 35 Menschen aus verschiedenen Ländern weltweit, deren Engagement der Arbeit mit Straßenkindern gilt, und die zum Teil selbst auf der Straße aufgewachsen sind.
Unsere Teilnehmer sollen zu MultiplikatorInnen der GFK werden und diese Methode an Straßenkinder weitergeben.
Filme
Workshop Bericht “First call for children – stand on my own two feet”.
Ruhpolding 2014
Liebe Mitmenschen,
mein 4. Workshop für Menschen, die mit Straßenkindern arbeiten ist vorüber und ich möchte mein Lernen, meine Einsichten und meine Freude mit Euch teilen. Ich bin stolz, glücklich und erfüllt. Ich weiß sicher, dass das der Weg ist, den ich weiter gehen möchte. Unter Zuhilfenahme von Teilnehmern, die jetzt zum 4. Male bei uns waren, haben wir es diesmal geschafft, auch Straßenkinder einzuladen. Es war keine leichte Aufgabe, einen Pass und ein Visum zu bekommen, wenn der Geburtsort, das Geburtsdatum und der Name der Eltern unbekannt sind, aber schlussendlich haben wir 6 Teilnehmer bei uns empfangen. Ich bin immer noch geschockt, ihren Geschichten mit Tränen in den Augen zuzuhören, wie sie auf ein Boot kamen, getrennt von den Freundinnen und ohne Pass oder Geld in ein Bordell gezwungen wurden. Würde und Menschlichkeit, das wurde in Ruhpolding deutlich, haben keine Rolle gespielt. Diese jungen Menschen arbeiten nun selber auf den Straßen, um andere heraus zu holen. Sie wirkten auf mich nun sehr authentisch, hilfsbereit und sie verstehen die Bedingungen und Umstände, unter denen ihre Schützlinge leben. Nun haben sie noch intensiver gelernt emphatisch zuzuhören und tragen dies zurück in ihre Straßen.
Ein Teilnehmer, Vater P. ist ein Philosophieprofessor der Universität von Cebu City, welcher nach seinem Feierabend um 4 Uhr in das Rotlichtmilieu geht, um dort Kondome zu verteilen. Einigen erklärt er den Weg zum Drop in Centre, wo sie Hilfe bekommen und aussteigen können. Er nennt diese Kinder der Straße zärtlich: Studenten der Universität des Lebens.
Ich komme aus einem universitären Umfeld und in der Gegenwart dieser jungen Erwachsenen, einer ehemaligen Prostituierten, einem Drogenhändler oder einem Gefangenen, fühle ich mich sehr gleichwertig mit ihnen. Ich habe die Menschlichkeit in uns allen gespürt. Da ich viel Wert auf Nachhaltigkeit in meiner Arbeit lege, haben die Teilnehmer vor ca. 5 Monaten das GFK Basis Buch von Marshall zur eigenen Vorbereitung bekommen. Des weiteren habe ich 2-‐3 Menschen aus einer Organisation eingeladen, damit sie zurück in ihrem Heimatland, mit einer Praxisgruppe in ihrer GFK Entwicklung weiter machen können. Dies scheint zu wirken, da ich nun beobachten kann, dass einige der TN, welche ich schon einmal eingeladen habe, mehr und mehr im Bereich der GFK arbeiten, meistens in Schulen. So können sie ihr GFK Bewusstsein miteinander vertiefen. A. ist ein ehemaliges Straßenkind mit großen Fähigkeiten schnell zu laufen, weil er „gestohlen“ hatte. Heute studiert er Tanz. Ich hatte ihn gebeten, ob er in einer gewaltvollen Art tanzen kann und in einer friedvollen: GFK mit dem Körper, tanzend. Ich war beeindruckt. Wir haben ihn mit festen Trommelschlägen unterstützt oder sanftem Gesang zur Gitarre.
A. hat 2010 das erste Mal in Ruhpolding von der GFK gehört. Nach seinem eigenen Workshop in Indien wollten ca. 10 der 50 Kinder zur Schule. Dies ist ein Zeichen für den sozialen Wandel, wie ich ihn verstehe. A. macht mit seiner Arbeit tanzenderweise weiter. Nicht nur die Teilnehmer aus Indien, welche in den einzelnen Organisationen arbeiten, treffen sich zurück im Heimatland, sondern sie haben sich gegenseitig eingeladen, um einen gemeinsamen GFK Workshop für Kinder durchzuführen.
Das „networking“ wächst. A. wird dabei sein, gewaltvoll tanzend und friedlich. Ich habe ihn beobachtet, wie er in unserer Schule, die wir an einem Tag besichtig haben, die Schulkinder wie ein Magnet angezogen hat. Das sind die Menschen, die ich erreichen will, weil sie so authentisch sind. Wir haben einen überkonfessionellen Gottesdienst im Freien im Labyrinth vor unserer Kirche abgehalten, zusammen mit dem Gospelchor von Prien. Sobald diese kenianische Lieder angestimmt hatten, fielen die anderen ein und so sind wir singend mit Kerzen in die Mitte, in unsere eigene Mitte gelaufen, eine Jüdin neben einem Moslem, ein Bischof neben einer ehemaligen Prostituierten. Mit einem tiefen Atemzug feiere ich diese Einheit.
Im Rotary Club, dort waren einige von uns eingeladen, habe ich weder über GFK gesprochen noch um Geld gebeten. Wir haben zusammen gefeiert, wie viele Menschen sich um andere sorgen und auch aktiv sind, die Bedingungen zu ändern. Wir bekamen ein warmes Feedback von den Herren in Anzug und Krawatte. Im Training haben wir uns dem IIT Ablauf angepasst mit den folgenden Änderungen: morgens starteten wir mit Interaktionen, die ich den kooperativen Abenteuerspielen entnommen habe. Meine Absicht dabei war, diese Aktivitäten als Metapher zu verwenden, um GFK spielerisch zu vermitteln. Aus den Berichten, die ich zum Teil von ehemaligen Teilnehmern v.a. aus Afrika bekommen hatte, konnte ich sehen, dass oft im Frontalunterricht gelehrt wird. Jetzt waren wir aufgeregt, hatten Spaß und haben viel gelacht, sogar der Bischof, der mit der Nonne in Bierkisten zum anderen Ufer des „Giftflusses“ geschliddert ist. Ich habe mit diesem Spiel den Unterschied zwischen Strategie und Bedürfnis erklären können und ich hoffe dies auf eine Art erklärt zu habe, welche die Teilnehmer zu Hause bei ihrem Kindern anwenden können. Danach ging es mit einer Plenarsitzung weiter mit dem Thema des Tages. Erst dann haben wir uns in verschiedenen Sessions aufgeteilt.
Die Trainer/innen waren Klaus Karstädt (D), Edelgard Kopp (CH), Dunia Hategekinana (Rwanda), Christlin Rajendram (Sri Lanka) und ich. Doris Schwab (D) war einige Tage in ihrer Funktion als Assessorin dabei, es gab diverse Kandidaten im Zertifizierungsprozess.
Ich bin zu den Grundbedürfnisse zurückgeführt worden, als ich S. aus Kenia beobachtet habe, wie er eine Walnuss vorsichtig in seinen beiden Händen hielt, bevor er sie geöffnet und gegessen hat. Ich habe die Bedeutung von Nahrung, die sie für viele Menschen hat, selber wieder wahrgenommen und ich bin sehr froh, in einen Laden gehen zu können und mich zu versorgen. Menschen, die hungern, können nicht zuhören. Das ist meine Vermutung und zum Teil Erfahrung. Aufgrund dessen war es meine Absicht, die Selbsterhaltung mit in diesem Workshop einzubringen. Deshalb haben wir an einem halben Tag einen Schulbauernhof besucht und Module „Vom Ei zur Nudel“ und „Vom Korn zum Brot“ mitgemacht. Angeregt von einer Frau aus einer Township, die eine Bäckerei führt, wollte ich den TN zeigen, wie sie mit wenigen Mitteln den Kindern zu essen geben und dabei gleichzeitig ihnen den Schritt in die Selbstständigkeit zeigen können. Sie brauchen nicht mehr die Hand aufzuhalten, sondern können mit Würde in die Selbstständigkeit gehen. Und mit vollem Magen können sie besser zuhören und in friedvoller Weise sich für sich einsetzten.
Dies war auch das Hauptthema, auf das wir Trainer uns fokussiert haben: Stand on your own two feet. Schau´ nicht nur nach Europa zum Geldfluss, sondern steh‘ auf deinen Füßen.
Es gibt so viele Ressourcen um Dich, werde aktiv. Und wenn Du für Dich sorgst, dann kannst Du anderen helfen.
Dies war nun der 4. Workshop für Menschen, die mit Straßenkindern arbeiten. Einige waren zum 4. Mal dabei und nehmen eine Vorreiterrolle für die anderen ein: „So… haben wir GFK in unser Land gebracht und diese Herausforderungen sind dabei aufgetreten.“ Und sie sehen die Entwicklung Ihrer eigenen Fähigkeiten, im Bewusstsein der GFK zu leben. Außerdem konnte ich durch die Kontinuität dieser Workshops Kontakt und Vertrauen zu einigen Teilnehmer aufbauen. Wir sind im April 2015 zu einem 19 tägigen Workshop in den Philippinen eingeladen. GFK ist Teil eines Projektes auf nationaler Ebene, welches den Menschenhandel in den Philippinen bearbeitet. In Indien werden wir im Oktober 100 Lehrern u.a. mit dem „GFK Virus infizieren“. Ich schätze diesem Schneeballeffekt meiner Arbeit sehr. Es dauert, um diese Art von Vertrauen aufzubauen und nun kann ich in Form von weiteren Workshops in den jeweiligen Ländern ernten.
Ich bin dankbar für diesen Weg. Marshall ich danke Dir tief und ziehe mit Respekt meinen Hut. (Ich verbeuge mich nicht, das mag ich nicht!) Der Workshop wurde wieder gefilmt. Wenn er fertig ist, gebe ich Bescheid. Der Film wird die Spiele zum Teil sowie den künstlerischen Aspekt durch Tanzen, Musik verschiedener Kulturen u.v.m. abdecken.
Meine Arbeit ist so bereichernd für mich, ich bin voller Freude.
Einen beschwingten, spielerischen Gruß Gitta Zimmermann www.drgz.de