Wie kann die GFK dazu beitragen, Feindschaft abzubauen oder konstruktiver mit Ärger und Wut – auch über sich selbst – umzugehen?
Sprachen der Gewaltfreiheit
Bericht von der Jahrestagung des Versöhnungsbundes in Duderstadt vom 5.-8. Mai 2016
„Sprachen der Gewaltfreiheit“, hinter diesem Titel verbarg sich eine große Auswahl von Arbeitsgruppen zur „Gewaltfreien Kommunikation“, aber auch zu anderen Konzepten und Methoden, die hilfreich sind für die Entwicklung einer Haltung der Gewaltfreiheit.
Wie kann die GFK dazu beitragen, Feindschaft abzubauen oder konstruktiver mit Ärger und Wut – auch über sich selbst – umzugehen? Wie hilft sie bei Auseinandersetzungen in der Familie oder im Beruf? Wie kann die Diskussion über Gefühle und Bedürfnisse hilfreich sein, um gesellschaftliche Veränderungen in Gang zu bringen, selbst bei so schwerwiegenden Themen wie „Atomwaffen“?
Attraktive Angebote gab es auch für diejenigen, die mit der GFK schon vertraut waren oder ihr eher skeptisch gegenüber standen, sei es etwa in der Arbeitsgruppe zu „Grenzen der GFK – Risiken und Nebenwirkungen“, beim „Perspektivenwechsel mit Anti-Bias“, dem „Systemischen Konsensieren“, einem Entscheidungsverfahren, das ohne Verlierer auskommt, oder den Diskussionen zum „ATCC-Machtraum-Modell, das zur Stärkung sozialer Bewegungen entwickelt wurde.
Auch in der Diskussion am Samstag, bei der sowohl AnhängerInnen wie auch Skeptiker der GFK auf dem Podium saßen, ging es um die Möglichkeiten der GFK und die Frage, wie sie sich auf die Arbeit des Versöhnungsbundes auswirken könnte. „Es braucht auch die politische Handlung und die politische Analyse“, betonte Matthias Richter dazu. In den Murmelgruppen wurde außerdem deutlich: Auch politische Diskussionen bis hin zur obersten diplomatischen Ebene könnten von der Anwendung der GFK profitieren und dazu beitragen, Verhandlungen zwischen Ländern zum Erfolg zu verhelfen. Keinesfalls geht es um ein „immer lieb sein“, wie KritikerInnen der GFK oft befürchten – ein Vorwurf, dem auch PazifistInnen sich immer wieder ausgesetzt sehen.
So groß wie das Angebot war auch das Interesse an dieser Tagung: 243 Teilnehmende hatten sich angemeldet, darunter 39 Personen unter 17 Jahren – ein Rekord. Viele Teilnehmende nahmen die Möglichkeit zum Zelten wahr oder waren bereit, auf Unterkünfte außerhalb der Tagungsstätte auszuweichen, weil andernfalls die Bettenkapazität im Jugendgästehaus Duderstadt nicht ausgereicht hätten. Erstmals konnten dank eines neu geschaffenen „Solidaritätsfonds“ auch drei Flüchtlinge unentgeltlich an der Tagung teilnehmen – ein kleiner Beitrag des Versöhnungsbundes, um die Möglichkeiten der Gewaltfreiheit unter Geflüchteten bekannt zu machen.
Die Rückmeldungen der TeilnehmerInnen waren überaus positiv. Die gelungene Tagung war auch dank der finanziellen Unterstützung durch D-A-CH möglich. Dafür ein herzliches Dankeschön!
Ein Überblick über die Tagung sowie Berichte über einzelne Arbeitsgruppen finden sich auch unter https://www.versoehnungsbund.de/jt16-bericht.